Kabisa Gise
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by Aretha Franklin

Umfrage
Die Diskussion

Diese Umfrage hat in einigen Weblogs und Foren zum Nachdenken angeregt und Diskussionen entfacht, was ich sehr gut finde.

Ich möchte mich über die vielen Kommentare hier auf der Startseite, in meinem und anderen Blogs, in Foren und per eMail herzlich bedanken.
Erfreulicherweise gab es nicht nur mutmachende Worte, sondern auch bedenkliche und kritische Stimmen.
Es ist schön zu wissen, dass es doch sehr viele Eltern gibt, die mir ihr Kind anvertrauen würden. Aber auch den Zweiflern bin ich dankbar, um mich objektiver betrachten zu können, so dass ich deren Bedenken zwar ernst, aber auf keinen Fall persönlich nehme. Ob jemand Probleme mit Behinderungen hat und ob er bereit ist, dazu zu lernen, ist jedem selbst überlassen.

Natürlich will ich mit meinen Seiten im Internet erreichen, dass Nichtbehinderte ihre Berührungsängste abbauen. Sie können und sollen erfahren, dass Behinderte weitaus weniger behindert sind als mancher Nichtbehinderte annimmt und dass Behinderte ihren Alltag lebensbejahend und vollwertig meistern können.
Ich habe von Geburt an gelernt, im Leben zurecht zu kommen, indem ich meinen Füßen und Beinen mehr Aufgaben gegeben habe.
Niemand ist unersetzlich - so auch nicht die Arme. Aber man kann Fehlendes oftmals mit anderen Funktionen ausgleichen.
Es ist wohlbekannt, dass viele Blinde wesentlich besser hören und sich dadurch sicher im Alltag zurecht finden. Sie gleichen den fehlenden Sehsinn durch einen verstärkten Hörsinn aus.

Hier auf dieser Seite möchte ich einige Ihrer Stimmen (fettgedruckt) widergeben und dazu meine Gedanken und Sichtweisen (kursiv) äußern.

Gise, durch Contergan ohne Arme auf die Welt gekommen, meistert ihr Leben und scheint nun am Unverständnis mancher Menschen zu scheitern. Nun gilt es, sie bei ihrer Umfrage zu unterstützen, auf dass sie den Mut findet, sich entgegen allen Hemmnissen ihren Lebenstraum zu erfüllen. Macht alle mit!
(Eintrag in einem Weblog)

Danke für die Unterstützung! Mein Anliegen für diese Umfrage war, mir die Bestätigung zu holen, dass es weitaus mehr Eltern gibt, die mir ihre vor allem kleineren Kinder anvertrauen würden als der Tagesmütterverein noch annimmt.

Ich hätte jetzt ganz spontan zwar nur - rein praktische! - Bedenken bei Säuglingen (das erste Foto sieht alles andere als sicher aus!), aber sicherlich ist Gise mit ihren Füßen genau so geschickt wie viele andere mit ihren Händen, so dass sie “offline” auch solche Zweifel bei mir ausräumen würde. Prinzipiell hätte ich aber keine Probleme damit, mein Kind in die Obhut eines Menschen mit einer körperlichen Behinderung zu geben. Es hat ja nicht nur integrative Vorteile für den Behinderten, sondern im Idealfall auch ungemeinen gesellschaftlichen Wert für das Kind. Man bedenke nur all die ganzen albernen Vorurteile, die viele Leute generell Menschen mit körperlichen Behinderungen gegenüber haben. Wenn jetzt etwa Gise dazu beitragen könnte, dass mein Kind später ganz selbstverständlich und ohne unangebrachte Vorurteile mit diesem Thema umgeht, dann würde ich Gise sogar anderen Tagesmüttern vorziehen!
(Antwort auf obigen Eintrag)

Ja, man kann sich einfach nicht vorstellen, wie etwas trotz fehlender Arme gut funktionieren soll.
Fotos sind Momentaufnahmen und daher keine guten Beweise für vermeintliche Tatsachen.
Tatsache ist, dass ich meine Kinder immer und zu jeder Zeit "fest im Griff hatte". Mir ist noch nie ein Kind von meiner Schulter gefallen oder gehüpft. Mit Kindern mache ich keine Experimente, sondern ich gehe mit ihnen immer so um, dass sie niemals gefährdet sind.
Jeder ist unbedingt für die Integration behinderter Menschen, aber wenn man dazu selbst etwas beitragen kann, kneift man plötzlich...


Liebe Gise,
laß Dich bitte von solch „arm-seligen“ Menschen nicht von Deinem Vorhaben abbringen.
Ich denke, ein Kind wird lieber von Deinen Füßen umarmt, geführt und gehalten als von herzlosen und vorverurteilenden Beamten betreut, in deren Augen es nur eine Akte ist, die vom Tisch muß!

Diese Menschen entscheiden über das Wohl der Kinder und müssen daher über Kompetenzen der Personen, die fremde Kinder betreuen wollen, urteilen. Sie greifen dabei auf ihre Erfahrungen zurück. Stehen sie aber plötzlich einer neuen Situation gegenüber, können sie eigentlich nur noch nach ihrem "Bauchgefühl" handeln. Da ist es menschlich, wenn sie die Messlatte bei sich ansetzen.

Mir wäre es wichtig, wie eigentlich bei jeder Tagesmutter, daß ich Dich erst einmal kennen lerne. Aber wenn ich zu einem Tagesmutterverein gehen würde, und sie sagt, ich hätte da eine Betreuung - aber ohne Arme, würde ich natürlich auch erst einmal schauen, daß ich eine andere Mutter bekomme, wenn ich nicht weiß, wie man mit dieser Behinderung mit Kindern umgehen kann.
Jeder, der für sein Kind eine Tagesbetreuung sucht, hat die Möglichkeit die Tagesmutter in ihrer häuslichen Umgebung kennen zu lernen. Wenn dann die "Chemie" zwischen Eltern, Kind(er) und der Tagesmutter stimmt, hat man oftmals auch Vertrauen in die Fähigkeiten der Tagesmutter.

Natürlich gäbe es vorher sehr viel zu besprechen und ich würde auch wissen wollen, wie du in verschiedenen Situationen reagierst, aber ich zweifle nicht an deiner Überzeugungskraft.
Ein Kennenlernen und Absprachen wären auch mit jeder anderen Tagesmutter nötig. [...] Kinder sind im Umgang mit Besonderheiten viel offener als viele Erwachsenen.

Es ist das Recht der Eltern, vor allem mich als Behinderte auf Herz und Nieren zu prüfen. Dieser genauen Prüfung müssen sich andersdenkende oder anderslebende Tagesmütter bestimmt genauso unterziehen.
Kinder sind tatsächlich offener, denn ihnen fehlen noch die Erfahrungen, um schon ein (fertiges) Bild der Situation oder eines Menschen zu haben.


Zu dem Verhalten der Mitarbeiterin des Amtes ist meine Meinung, dass sie gerade in Bezug auf dich eine schwierige Entscheidung treffen muss.
Und dass sie dir ablehnend gegenüber steht, kann ich insoweit nachvollziehen, dass da ihre eigene Angst hinter steckt.
Vermutlich hätte sie Angst davor, dir ihre eigenen Kinder anzuvertrauen.
Und sie hat wahrscheinlich Angst vor Konsequenzen, die sie tragen muss, wenn gerade bei der Kinderbetreuung durch dich ein Kind hinfällt o. ä.
Bei Tagesmüttern mit Armen und Händen würde man wohl sagen: das kann jedem mal passieren.
Bei dir würde es dann heißen: ja wie können Sie denn nur "so einer" fremde Kinder anvertrauen?!
Mutige Entscheidungen zu treffen, die u. U. weit reichende Folgen haben, das ist heutzutage selten möglich.
Einerseits aus fehlendem Mut derjenigen, die solche Entscheidungen treffen müssen.
Andererseits ist die Öffentlichkeit mittlerweile durch Medien u. a. dermaßen sensibilisiert und teilweise auch aufgeheizt, dass Menschen, die mutig in eine andere Richtung als die übliche gehen wollen, ein hohes Risiko eingehen.
In den Medien wird man sehr schnell vorverurteilt und ggf. zerfleischt.
Diese Bemerkungen bitte in Bezug auf die Mitarbeiterin des Amtes sehen.
Es wäre schön und dringend an der Zeit, dass wir "normale"(?) Menschen endlich einmal dahin kommen, Menschen, die irgendwie anders sind als das Gros, nicht als "behindert" einzusortieren, abzustempeln, zu übersehen oder sogar ganz beiseite zu schieben, sondern als vollwertige Mitglieder unserer Gesellschaft zu sehen.

Besser hätte ich es nicht formulieren können.

Wenn ich die Auswahl zwischen dir und anderen "nichtbehinderten" Tagesmüttern hätte, würde es mir schwerfallen, mich für dich zu entscheiden.
Du machst deine Arbeit sicherlich nicht schlechter, jedoch anders. Ich glaube aber, dass ich bei der frühkindlichen Betreuung ein "anders" nicht haben möchte.
Ich könnte mir vorstellen, dass du deinen Weg in anderen pädagogischen Bereichen gehen könntest.
Mir fällt die Jugendarbeit, Hortarbeit und Integrationspädagogik ein.

So lebt man Kindern vor, mit dem Strom zu schwimmen und andersartige Menschen zu "vorverurteilen".
Und... wer kennt meine Fähigkeiten, Stärken und Grenzen wohl besser als ich selbst?


In meinen Augen ist die einzige Behinderung, die Du hast, die Vorurteile und die Ängste von anderen Leuten! Menschen haben leider oft Angst vor Mitmenschen, die "anders" sind.
Stimmt. Ich bin nicht behindert - ich werde behindert.

Ich selbst habe keine Kinder. Ich muss aber sagen, dass es Kindern ganz bestimmt nicht schadet, wenn sie von jemadem betreut werden, der etwas anders ist als sie. Es lernt die Kinder doch tolerant und ohne Vorurteil zu sein. Und zu jenen Eltern, die Bedenken haben, kann ich nur sagen: erweitert euren Horizont!
Menschen können ihren Kindern nur das vermitteln, was sie bereits kennen und worin sie selbst schon positive Erfahrung gemacht haben. Alles andere macht ihnen Angst. Eine völlig normale und lebenswichtige Einstellung.

Angst hätte ich wahrscheinlich im Straßenverkehr bei kleinen Kindern (meine Tochter z.B. ist knapp 4, mein Sohn ist knapp 2 Jahre alt, also so in diesem Alter). Wenn sie es nicht gewohnt sind, dass man so mit ihnen umgeht wie du mit deinem Sohn, hätte ich einfach Angst, dass sie auf die Straße laufen und du sie nicht festhalten kannst. Da kann eben jede falsche Einschätzung auch die letzte sein.
Da habe ich gleich mehrere Argumente, die dir Deine Angst vielleicht nehmen.
1. Man darf die Kinder nicht unterschätzen. In ihnen ungewohnten, für sie neuen Situationen sind Kinder zunächst einmal selbst sehr vorsichtig.
2. Jeder, der Kinder hat weiß, dass sie auf andere Menschen oftmals besser hören als auf die eigene Mutter.
3. Habe ich ein besonders lebhaftes Tageskind, meide ich es, mit ihm an belebter Straße sein zu müssen.
Das Kind und ich werden uns erst innerhalb meiner Räumlichkeiten aneinander gewöhnen, und erst wenn ich mir sicher bin, dass wir ein gutes Team sind, werden wir hinaus gehen.
4. Auch ich kann ausreißende Kinder ausbremsen. Ich stelle mich vor das Kind oder ich packe mit dem Fuß nach dem Kind oder ich halte meinen Fuß vor das Kind und stoppe es dadurch.
Die obige Aussage klingt für mich, als ob behinderte Menschen Unfälle anziehen. Aber eher das Gegenteil ist der Fall: ein behinderter Mensch ist noch vorsichtiger und umsichtiger als manche nichtbehinderte Person.


Ich habe auch schon in einer Einrichtung mit Kinderbetreuung zu tun gehabt und da hat man es auch mit schwierigen Kindern zu tun.
In Tageseinrichtungen muß ich mich auf jedes Kind einlassen - und natürlich auch jedes Kind sich auf mich.
Der Vorteil einer Tagesmutter ist, dass sie sich die Kinder aussuchen kann, die sie betreuen möchte. Die gleiche Möglichkeit haben auch die Eltern und ihre Kinder, während sie in einer Einrichtung mit jeder Mitarbeiterin, die für das Kind zuständig ist, zurechtkommen müssen.
Ich find's ehrlich gesagt zum Kotzen "tschuldigung", dass diese Umfrage überhaupt nötig ist! Mutter von 2 Kindern, die supertoll alles gemeistert bekommt und dann zweifeln? Wie bescheuert ist DAS denn?
Mit dieser Umfrage möchte ich gerne beweisen, dass "die Gesellschaft" wesentlich mitmenschlicher ist als allgemein angenommen wird. Und natürlich möchte ich auch mir die Bestätigung holen, dass es weitais mehr Eltern gibt, die mir trotz fehlender Arme ihre Kinder anvertrauen würden. Ich bin gerne auf der sicheren Seite und mit dem Ergebnis dieser Umfrage im Rücken lohnt es sich für mich, um eine uneingeschränkte Pflegeerlaubnis zu kämpfen.

Ich habe eine blinde Freundin und sie arbeitet als Erzieherin in einem Kindergarten. Man hatte auch erst Vorurteile, hat es aber ausprobiert und nicht bereut. Und die Kinder hängen sehr an ihr und möchten hauptsächlich mit ihr spielen und lernen. Es wurden mehrfach schon Reportagen in Zeitungen und im Fernsehen über sie gebracht. Sie schafft es auch ohne fremde Hilfe und hat auch einen 16-jährigen Sohn.
Wenn man andersartigen Menschen erst einmal eine Chance gibt, profitieren alle (Chefs, Kollegen, Mitarbeiter, Kunden, etc.) von der neuen Erfahrung.
Ein behinderter Mensch wählt grundsätzlich die Aufgaben aus, denen er sich gewachsen fühlt. Und das ist, was viele Nichtbehinderte bei ihrer Ablehnung nicht bedenken.


Ich finde es verwunderlich, was die Dame vom Verein für Bedenken äußert. Diese Äußerungen von ihr sind dann wohl eher ihre eigenen Bedenken als die von potentiellen "zukünftigen" Eltern.
Es ist absurd sich auf etwas zu berufen. Wenn sie selbst der Meinung ist, Du bist in der Lage zur Kinderbetreuung, dann sollte sie einfach ja sagen.
Erst dann kann sich ja wohl zeigen, was Eltern und Kinder dazu sagen werden!
Wenn der Verein eiert, verunsichert er auch Eltern.
Wenn der Verein das bejaht, dann wissen Eltern, Du bist auf "Herz und Nieren" geprüft... und für fähig befunden.
Nur so wird ein Schuh draus!

Die Mitarbeiterinnen vom Verein haben eben schon die Erfahrung gemacht, dass Eltern auf behinderte Tagesmütter "komisch" reagieren. Und diese Erfahrung hat man mir mitgeteilt. Vielleicht ist den Frauen im Verein nur nicht bewusst, dass die Art, wie sie eine behinderte Tagesmutter vermitteln, eine große Rolle spielt.

Die Bedenken an sich finde ich nun nicht so abwegig... und ich glaube, Du selbst auch nicht.
Denn vordergründig ist nunmal der Gedanke, dass ein Mensch ohne Arme scheinbar hilflos ist... wenn ich mir vorstell, ab morgen keine Arme mehr zu haben... Prost Mahlzeit!

Ja, es ist menschlich, von sich auf andere zu schließen. Und niemand kann sich vorstellen, wie es ihm in einer ihm völlig fremden Situation ergehen würde. Aber der Mensch hat zum Glück auch die Möglichkeit, Neues und Fremdes kennen zu lernen und anzunehmen. Ob das auch jeder macht, das ist eine andere Sache.

Ich begreife nicht, wieso die Dame so denkt. Ich finde, die Entscheidung sollte man doch den Eltern selber überlassen.
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen...

Ich konnte beim Lesen eben nur mit dem Kopf schütteln - es lebe die deutsche Engstirnigkeit. "Not macht erfinderisch" wie du mit deinen Bildern bewiesen hast - und damit sicher auch Babys genauso gut betreust wie ich und jede andere Mutter das getan hat oder tun würde.
Ich denke, ich kann von mir mit ruhigem Gewissen behaupten, eine überaus fürsorgliche und umsichtige Mutter (gewesen) zu sein. Und das nicht nur für meine eigenen Kinder, sondern auch für jedes Kind, das mir in Obhut gegeben wird.

Ich bin Erzieherin und noch berufstätig und ich würde dich bedenkenlos zu meiner Kollegin machen. Nun vielleicht aber auch nur, weil ich 20 Jahre in einer Werkstatt und Wohnheim für Geistig- und Körperbehinderte tätig war. Und wenn ich das Wort Jugendamt höre, bekomme ich jetzt schon einen dicken Hals...
Erkläre mir doch mal, was mit "gewisse Fähigkeiten aberkennen" gemeint ist. Was will die Tante damit ausdrücken?
Hast du Möglichkeiten das einzuklagen, oder hilft dir evtl. eine Unterschriftensammlung?

Ich möchte mit den Entscheidungsträgern nicht so hart ins Gericht gehen, denn sie entscheiden immerhin zum Wohl des Kindes! Es gibt durchaus Menschen, die tatsächlich nicht in der Lage sind, mit Kindern angemessen umzugehen.
In meinem Fall hat die Mitarbeiterin des Tagesmüttervereins lediglich ihre Befürchtung geäußert, dass ich gerade für Säuglinge und Kleinkinder in Gefahrensituationen nicht angemessen reagieren könnte und sie hält sich die Möglichkeit offen, dem Jugendamt zu raten, mir die Pflegeerlaubnis nur für schulpflichtige Kinder zu erteilen.
Einklagen werde ich nichts, denn ich halte die Mitarbeiterinnen des Tagesmüttervereins durchaus für lernfähig. Ich denke, wenn sie mich besser kennen, werden sie erkennen, dass ich durchaus in der Lage bin, nicht nur meine Fähigkeiten zu kennen, sondern auch zu wissen, wo meine Grenzen in der Kinderbetreuung sind beziehungsweise zu wissen, wie ich Gefahrensituationen vermeiden kann.


Ich habe vor einiger Zeit eine Dokumentation über Erziehung gesehen (ich glaube aus England, bin mir aber nicht mehr ganz sicher). Dabei hat die Mutter ohne Arme am besten abgeschnitten.
Ich denke, dass sich Menschen mit Beeinträchtigungen viel vor- und umsichtiger verhalten.
Meine Cousine und ihr Mann, beide gehörlos!, haben zwei Kinder völlig "unfallfrei" groß gezogen. Sie haben zum Beispiel Autos schon herannahen gesehen, bevor es ein Hörender überhaupt wahrgenommen hat.


Sicherlich müßte die Chemie zwischen Mutter-Kind-Tagesmutter stimmen.
Genau darauf kommt es doch an.

[...] LG L., deren Tochter vor ein paar Tagen fast unter ein Auto geraten wäre (-> ich hab sie dann am Rückenteil der Jacke zu fassen bekommen und wir sind beide gestürzt, ansonsten wäre Lynn wohl überfahren worden)
Für mich klingt es jetzt so, als ob im Umfeld eines handlungseingeschränkten Menschen Unfälle automatisch vorprogrammiert wären.
Mir ist mein Sohn auch einmal auf eine stark befahrene Straße zugerannt, aber wir Erwachsene sind zum Glück schneller als die Kleinen. Ich habe meinen Ausreißer mit meinem Fuß vor seiner Brust gestoppt.
Während meiner praktischen Ausbildung habe ich kleine Ausreißer oft aufgehalten, indem ich mich vor sie gestellt habe.


Jeder weiß, dass Kinder nicht immer ruhig auf dem Arm sitzen, sondern sich winden o.ä., wenn ihnen gerade nach was anderem ist.
Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Die Mutter hält ihr Kind fest in ihren Armen, weil sie befürchtet, dass es sonst herunterfallen könnte. Das Kind zappelt und windet sich in den Armen der Mutter, weil es darauf vertraut, dass die Mutter es vor einem Sturz bewahren würde.
Wenn man so einen Zappelphilip einmal ins Wasser oder auf eine weiche Unterlage fallen lässt und ihm dann erklärt, dass es nicht passiert wäre, hätte es sich auf dem Arm ruhig verhalten, dann wird das Kind sehr schnell lernen, Eigenverantwortung zu übernehmen. Natürlich muß man diese Übung einige Male machen, damit das Kind begreift, dass sich dahinter eine Gesetzmäßigkeit verbirgt.


[...] meine 2,5-jährige Wirbelwind-Tochter, die derzeit Gefahren überhaupt nicht sieht und auch nicht immer hört, wenn ich etwas sage, könnte ich mit Blick auf Gefahren im Straßenverkehr nicht ruhigen Gewissens abgeben.
Viele Eltern unterschätzen ihre Kinder. Gerade Erzieherinnen oder sonstige fremdbetreuende Personen machen immer wieder die Erfahrung, dass gerade die Kinder, die ihren Müttern scheinbar nie folgen, fremden Personen gegenüber plötzlich gut funktionierende Ohren haben.

Aber gerade bei Marc - 2 Jahre - hätte ich ein echt schlechtes Gefühl. Im Strassenverkehr an der Hand zu gehen und nicht einfach blind los zu rennen ist gerade ein einziger Kampf, wenn man es ihm versucht zu erklären, bekommt er einen totalen Tunnerlblick und will unter allen Umständen seinen Willen durchsetzen. Diese Art Spielchen würde er gar nicht mit machen.
Allerdings können sich Kinder auch auf so eine besondere Situation wohl sehr gut einstellen, aber trotzdem hätte ich bei meinem Rumpelstilzchen Marc zu viel Angst.

Ich bin mir sicher, dass er auf mich hören würde, denn
1. bin ich für ihn neu und somit interessant, so dass er sich mir mit ganzer Aufmerksamkeit widmet,
2. würde ich ihm Konsequenzen androhen, sollte er wieder einmal nicht auf mich hören und
3. würde ich eventuell mit ihm belebte Straßen meiden, sollte er mir ebenfalls nicht folgen.
Die Konsequenzen könnten sein, dass er sich in den Kinderwagen setzen muß oder dass er ein paar Tage nicht zu mir darf (das geht natürlich nur, wenn die Mutter mitmacht) oder dass ich den Kleinen ein bis drei Mal unter Aufsicht meiner 19-jährigen Tochter bei mir zu Hause lasse - natürlich nur mit Einverständnis der Mutter! So lernt er schnell auf mich zu hören, denn nicht mit auf den Spielplatz gehen zu dürfen würde er bestimmt nicht ertragen...

Ich wünsche mir sehr, dass meine obigen Ausführungen den einen oder anderen Zweifel bezüglich der Sicherheit der Kinder in meiner Obhut ein klein wenig aus dem Weg räumen konnten.

Wer möchte, kann hier gerne offen und ehrlich seine Meinung, Gedanken und Bedenken - sofern sie noch da sind ;o) - (nochmal) äußern.


© Gise, 25. Februar 2007

Mein besonderer Dank gilt Sanny für ihre äußerst hilfreiche Beratung.